Die Begeisterung für das Reisen in Südamerika speist sich aus unzähligen Aspekten: liebenswerte Menschen, vielfältige Natur, reiche Kultur, exotische Tier- und Pflanzenwelt sowie die Möglichkeit all dies auf freien, abenteuerlichen Reisen kennen zu lernen.
Seit vielen Jahren versuche ich all dies in meinen Fotos einzufangen um es in Deutschland in Lichtbildvorträgen einem breiten Publikum nahe zu bringen. Nun soll es einen Schritt weiter gehen: Mittels einer Videodokumentation wollen wir auch bewegte Bilder und Ton einfangen- Themen gibt es mehr als genug.
Als wir während unserer Reisen erstmals von den traditionellen Lamakarawanen erfuhren, war uns sofort klar: Das ist unser Thema. Hier wird uralte andine Kultur, grandiose Landschaft, Menschen die in Ihrer Tradition verwurzelt sind, exotische Tiere und Abenteuer authentisch vereint. Diese Lamakarawanen sind ein (fast) ausgestorbenes Kulturerbe welches nahezu in Vergessenheit geraten ist.
Mit Hilfe unserer Freunde vor Ort konnten wir nach langer Suche ein abgelegenes Andendorf ausmachen in dem diese Tradition noch beherrscht. Nach einiger Vorbereitung durften wir sie dann begleiten: „Die letzte Lamakarawane der Anden“.
Auf der Suche nach der letzten
LAMAkarawane
Anfang der 2000er reiste ich zum ersten Mal nach Südamerika. Andere Weltgegenden hatte ich schon erkundet und damals ergab sich eine Möglichkeit diesen faszinierenden Kontinent zu bereisen.
Es ist unglaublich, wie sich Südamerika, besonders die andinen Regionen, in diesem 20 Jahren verändert haben. Auf meiner ersten Tour schrieb ich tatsächlich noch lange Briefe nach Hause. Dann dauert es nicht lange und überall schossen Internetcafés aus dem Boden. Heute gibt es überall WLAN und ziemlich guten Handyempfang auch ist inzwischen jedes Dorf elektrifiziert und an das Straßennetz angeschlossen.
Viel hat sich verändert, was das Leben der Menschen einfacher und besser macht. Andererseits hat dieser rasende Fortschritt, der in Europa über Jahrhunderte gestreckt stattfand, viele Tradition obsolet gemacht. Menschen wurden in ihrem Selbstverständnis und Verständnis der Welt erschüttert und auch zahlreiche Kulturtechniken gingen verloren. Die „Gute Alte Zeit“ war mit Sicherheit alles andere als gut, aber natürlich für uns als Reisende interessanter als die aktuelle Lebensrealität. Diese nährt sich inzwischen immer mehr der globalen modernen Welt an. Am stärksten ist der Wandel in den großen Städten in denen von alter typischer Tradition stellenweise kaum noch Spuren zu finden sind.
Uns hat es daher schon immer in die abgelegenen Regionen der Anden, des Dschungels und der Pampa gezogen, um dort dem „noch Authentischen“ nachzuspüren. Im Laufe der Jahre kristallisierte sich für uns immer mehr die Lamakarawane als geradezu ein Sinnbild des Wandels und Traditionsverlustes in Südamerika heraus. Uralte Traditionen die aus der Notwendigkeit des Handelns entstanden waren, wurden durch Straßen und LKWs überflüssig. Mit dem Verschwinden dieser Karawanen ging auch viel Wissen verloren: Wie solche aufwändigen Transporte organisiert werden, wo die traditionellen Wege verlaufen, welche Zeremonien „dazu gehören“ wissen meist nur noch die Ältesten. Jüngere stehen dem Verschwinden der Lamakarawanen bestenfalls gleichgültig gegenüber. Da sie diese für rückständig halten und natürlich auch vollauf beschäftigt sind im „Hamsterrad, der neuen Zeit“ ihr eigenes vorbildloses Leben zu meistern.
Im Laufe der Jahre reifte bei uns daher immer mehr die Idee eine solche Lamakarawane selbst mitzuerleben zu wollen. Sie zu fotografieren, zu filmen, zu dokumentieren.
Es stellt sich jedoch als schwierig heraus überhaupt ein Dorf zu finden, indem diese Tradition noch gepflegt wird. Überall stellten die Menschen erst im Gespräch mit uns betroffen fest, dass es nun schon seit einigen Jahren keine Karawanen mehr stattfanden. Alles funktioniert inzwischen per LKW. Wir suchten in den andinen Regionen von Bolivien, Ecuador, Argentinien und Peru. Schlussendlich konnte uns unser peruanischer Freund Hernan aus Cusco helfen.
Mit Hernan verbindet uns eine jahrelange Freundschaft, die sich inzwischen auch auf unsere jeweiligen Familien erstreckt. In vielen gemeinsamen Touren erleichterten uns seine Kenntnisse von Sprache und Kultur seine Heimat tief in das unverfälschte Leben der peruanischen Anden einzutauchen. Dank seiner Kontakte konnten wir ein kleines Dorf jenseits der Touristenpfade finden, in dem noch vor einigen wenigen Jahren Lama Karawane gestartet sind. Hier konnten wir Pedro, einen Bergbauern, Lama Hirten und Bergführer, dazu gewinnen mit uns gemeinsam zu einer Karawane aufzubrechen. Auch er war erstaunt, dass die letzte Karawane nun inzwischen schon wieder drei Jahre zurücklag und war angetan von der Idee solch ein Transport mit allen Ihren Notwendigkeiten und Traditionen.
Für ihn war es eine gute Gelegenheit seinen Kindern noch einmal zu zeigen, was bis vor kurzem der alljährliche Normalfall war. Wir hingegen kauften eine hochwertige Kamera und kehrten mit Sebastian, einem weiteren Kumpel, zurück, um die vielleicht letzte authentische Lamakarawane zu dokumentieren. Im strömenden Regen der peruanischen Regenzeit transportierten wir nun Kartoffeln, die wir selbst geerntet haben, zum nächsten Markt. Wir filmten ausgiebig die Lamas, Landschaft und die Ernte. Tagelang klatschnass und frierend war es trotzdem eine tolle Tour.
Zurück in Deutschland stellten wir schnell fest, dass uns unser gefilmtes Material überforderte und wir für den Schnitt professionelle Hilfe brauchen. Nico kannte aus Kindertagen noch ein Profi Cutter. Markus, selbst ein Südamerika Veteran, machte uns schnell klar, dass uns Interviews und Gespräche mit Menschen total fehlten. Wir planten also nun unsere nächste Reise zu viert, um Hernan wiederzusehen, um zu erfahren, wie er und seine Familie Corona überstanden haben und noch fehlendes Material zu filmen. Nach einer erneuten spannenden Tour auf der wir alle unsere Freunde besucht haben arbeiten wir nun am Schnitt unserer Dokumentation.
„Auf der Suche nach der letzten LAMAkarawane“
…kommt bald.